Lampenfieber, Nervosität & Co.

Lampenfieber n., „Aufregung vor einem (ersten) öffentlichen Auftreten“ (Mitte 19. Jh.).

Ursprünglich bezieht sich das Wort Lampenfieber auf Bühnenberufe, es entstammt dem Bühnenjargon. Benannt wird damit die Aufregung vor einem öffentlichen Auftritt. Der Begriff setzt sich zusammen aus Lampe, damit ist das Rampenlicht, das Licht der Scheinwerfer auf der Bühne gemeint und aus Fieber, womit das subjektive Empfinden der unter Lampenfieber leidenden Person beschrieben wird, denn viele Symptome von Lampenfieber finden sich auch bei einer fiebrigen Erkrankung wieder: Hitze und Schweißausbrüche, flacher Atem, starkes Herzklopfen, ein Gefühl von Schwindel oder Verwirrung.

Ein Wort hält Einzug in den Alltag

In den letzten Jahrzehnten hat das Wort Lampenfieber in die Umgangssprache Einzug gehalten. Denn Situationen, in denen es zu Lampenfieber kommt, erleben auch Menschen, die nicht künstlerisch arbeiten. Das sind neben den klassischen Kommunikationsberufen wie Pfarrer*in, Lehrer*in, Politiker*in, Manager*in Menschen, die in unterschiedlichsten Berufsumfeldern arbeiten und hin und wieder vor Gruppen reden müssen. Kurz: Lampenfieber schlägt in vielen Bereichen zu. Die Betroffenen haben unter Umständen keine Erfahrung im Umgang mit Lampenfieber und in ihrer Ausbildung keine Hilfestellung zu diesem Thema erhalten.

Auch wer gar nicht im Scheinwerferlicht steht, kann Lampenfieber haben.

Ist Lampenfieber das gleiche wie Nervosität?

Redeangst, Auftrittsangst, Prüfungsangst, Lampenfieber, Nervosität, das alles sind Beschreibungen für ähnliche Gefühlszustände. Diese Empfindungen können mit anderen Gefühlen gekoppelt sein: mit Scham, Ohnmacht, Hilfslosigkeit, Ratlosigkeit, einem Gefühl der Lähmung oder des Ausgeliefertseins. Die unterschiedlichen Begriffe spiegeln die Situationen wider, die die jeweilige Angst auslösen. Redeangst, Auftrittsangst und Lampenfieber zeigen sich beim öffentlichen Auftritt, wobei es nicht entscheidend ist, ob das Publikum aus 300 oder nur aus 3 Menschen besteht (viele meiner Workshopteilnehmer*innen berichten, dass kleinere Gruppen sie sogar noch nervöser machen). Bei Nervosität hingegen wird der Auslöser nicht genannt. Sie kann sowohl positiv als auch negativ wahrgenommen werden.

Positive Nervosität

Positive Nervosität ist eine erhöhte Anspannung, eine Wachheit, eine verstärkte Selbstwahrnehmung. Der Körper ist angeregt, bereit für Aktivität, im Bauch ist es ein wenig flattrig oder sogar flau. Positive Nervosität empfinden wir bei ersten Dates, beim Umzug, beim Unterschreiben eines Vertrages, überhaupt bei Situationen, die neu sind und deren Ergebnis bedeutsam für uns ist.

Diese positive Nervosität ist das Gegenteil von Routine. Wer routiniert ist, geht die Dinge gelassen an. Wer nervös ist, hat noch keine Routine entwickelt, kennt die Abläufe noch nicht, ist unsicher, ob sie oder er den Anforderungen entsprechend wird handeln können.

Negative Nervosität

Negative Nervosität hingegen blockiert, sie lässt die Stimme versagen und den Atem stocken. Negative Nervosität kann uns eine zweite Bewusstseinsebene verschaffen, auf der jemand (wir?) alles kommentiert, was wir tun. „Oh nein, jetzt hast du alle begrüßt, aber Prof. Higgins vergessen. Na toll, das wird er dir übelnehmen. Und jetzt zittert deine Stimme, das hören alle, das ist sowas von peinlich…“ Dieser fortlaufende Kommentar ist quasi das Gegenteil von „im hier und jetzt“ sein. Die Gedanken rasen und stehen gleichzeitig still. Der Körper scheint ein fremdes Ding, das unabhängig von uns Entscheidungen trifft und eigenständig Bewegungen ausführt. Über allem thront die Sorge vor einem Blackout: „Was, wenn ich nicht mehr weiter weiß?“

Stage fright!

Das englische Wort für Lampenfieber ist „stage fright“. Das beschreibt die negative Nervosität sehr treffend. Eine Nervosität, die uns, sobald wir die Bühne betreten, vor Angst und Schrecken erstarren lässt.

Ein wahrgewordener Alptraum: So habe ich „stage fright“ erlebt

Als junge Schauspielerin habe ich diese „stage fright“ einmal eindrucksvoll am eigenen Leibe erfahren. Ich war quer durch Deutschland gefahren, um eines meiner ersten Vorsprechen am Theater zu absolvieren. Es ging um ein Engagement an einem Stadttheater. Bereits im Vorfeld war ich nervös, denn ich wusste, dass dort gute Leute arbeiten, und wollte die Stelle unbedingt bekommen. Nach 8 Stunden Zugfahrt kam ich im Theater an. Ich wurde freundlich empfangen, und, nachdem ich mir in der Garderobe mein mitgebrachtes Kostüm angezogen hatte (ich wollte das „Klärchen“ aus Egmont vorspielen), auf die Bühne geführt.

Dort angekommen, traute ich meinen Augen nicht: Das Bühnenbild für die Abendvorstellung war bereits aufgebaut – und es war der Horror! Alles war über und über mit knalligen Tapeten in pink, lila, rot und orange überzogen, alle Wände, Stühle, Tische waren ihr eigener Hauptdarsteller, jeder kleinste Hocker schrie förmlich in wildem Farbmix: Hier bin ich!

In diesem grellen, alles übertönenden Setting wollte ich nun meine klassische Mädchenrolle darbieten. Es kam mir völlig absurd vor! Ich spürte eine starke Nervosität in mir hochkriechen, die ich heute als negative Nervosität erkennen würde. Mein Herz raste, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Und dann passierte es: Mir blieb die Spucke weg! Das klingt erstmal lustig, war es aber nicht. Es hatte zur Folge, dass ich nicht sprechen konnte. Die Zunge klebte am Gaumen, die Lippen an den Zähnen, der Mund zog sich zusammen, nichts ging mehr. Die Theaterleute waren sehr geduldig mit mir, aber es half nichts. Ich stand auf der grellbunten Bühne und brachte kein Wort heraus. Nach einigen Stunden, die in Wahrheit nur Minuten waren, nahm ich meine Requisiten, ging zurück in die Garderobe. Ich war fassungslos. Ich fühlte mich wie die größte Versagerin der Welt. Scham, Peinlichkeit, das Gefühl, eine Hochstaplerin zu sein, die nichts auf der Bühne zu suchen hat, wechselten sich ab. Kurz darauf stieg ich in den Zug und fuhr bis in die Nacht 8 Stunden wieder nach Hause. Ich hatte einen wahr gewordenen (Schauspieler-) Alptraum erlebt.

Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: wenige Wochen später bekam ich die Hauptrolle in einer 10-teiligen Serie.

Nina Weniger im Kostüm ihrer ersten großen Hauptrolle.
Das bin ich, kurz nachdem ich die Hauptrolle in der 10-teiligen Serie „Zwei Männer und die Frauen“ bekommen hatte, fotografiert für die Kostümabteilung (damals noch alles auf Polaroid!).

Sie hieß „Zwei Väter und eine Tochter“ und ich spielte die Tochter (später wurde sie in „Zwei Männer und die Frauen umgenannt). Was ich damit sagen will, ist, dass ein wahrgewordener Alptraum kein Endpunkt ist, auch wenn es sich oft so anfühlt. Er ist sicherlich ein Tiefpunkt, aber danach geht es weiter (und meist aufwärts 😉).

Negative Nervosität, go home!

Um diese negative Nervosität, um diese „stage fright“, geht es uns, wenn wir Nervosität überwinden wollen. Die positive Nervosität darf gerne erhalten bleiben, ihre Energie, ihre leichte Flattrigkeit, ihre Wachheit leisten gute Dienste, wenn wir vor anderen auftreten und mit unserer Botschaft überzeugen wollen.

Routine versus Flexibilität

Ein weiterer Grund für Bühnenprofis, unter Lampenfieber zu leiden, ist die Tatsache, dass sie keinen „Dienst nach Vorschrift“ machen. Jeder Auftritt ist anders als der vorherige und anders als der kommende. Routine ist nur bedingt möglich und gar nicht in allen Bereichen wünschenswert. Eine Schauspielerin möchte, trotz aller Vorbereitung, flexibel bleiben, auf Unvorhergesehenes reagieren, wach sein.

Das ist es ja häufig, was das Publikum so liebt, wenn z. B. bei der Theateraufführung etwas schief geht und die Schauspieler*innen diese überraschende Situation für eine Improvisation nutzen, ein paar lockere Sprüche bringen oder selbst prustend in Lachen ausbrechen. Diese Flexibilität ist das Gegenteil von Routine. Sie macht deutlich, dass man sich nicht hundertprozentig auf einen Theaterabend vorbereiten kann. Wer sich sagt: Ich betrete die Bühne mit drei Schritten, wende mich dann dem Tisch zu, sehe die Blumen, ergreife sie, wende mich über die rechte Schulter, sage: „Guten Abend, Madame“, nicke und gehe ab, der wird ganz schön aus dem Häuschen sein, wenn die Blumen nicht auf dem Tisch stehen oder der Tisch im Verlauf des 1. Aktes an die falsche Stelle geschoben wurde.

3 Aspekte der Schauspielarbeit

Schauspieler arbeiten mit ihrem Körper. Ein typischer Schauspieler-Spruch ist: „Mein Körper ist mein Instrument“. Was ist damit gemeint? Ein Musiker erschafft einen Klang, eine Atmosphäre, eine Interpretation mithilfe seines Instrumentes. Ein Schauspieler schafft all das mit dem eigenen Körper, mit der Stimme, mit dem Atem. Er hat kein anderes Instrument zur Verfügung als  eben nur den Körper. Damit muss er alles ausdrücken, was er ausdrücken möchte. Natürlich unterstützen auch Kostüm und Maske, aber wenn das Instrument nicht gestimmt ist, wenn das Zusammenspiel mit dem eigenen Körper nicht funktioniert, dann hilft das schönste Kostüm nichts.

Womit Schauspieler aber auch arbeiten, ist ihr Geist. Sie nutzen Erinnerungen, Erfahrungen, Erlebtes, Gesehenes, Gelesenes und Gedachtes, um im Zusammenspiel mit dem Körper zu einem bestimmten Ausdruck zu gelangen.

Die Aufgabe des Schauspielers ist es, sich über diese Ebenen bewusst zu werden und herauszufinden, wie die eigenen Erfahrungen zu einer bestimmten Körperlichkeit geführt haben und ob diese Körperlichkeit für eine Rolle hinderlich ist. Der Schauspieler unterscheidet zwischen „privat“ und „Figur“. „Ich privat lasse mich eher hängen, aber meine Figur ist stolz und wurde von Kindheit an bewundert und verwöhnt, sie wird eine ganz andere Körperhaltung haben.“

Diese drei Aspekte, die körperliche, die geistige Ebene und die Rollen-Ebene, sind wunderbare Möglichkeiten, die negative Nervosität zu überwinden.

Negative Nervosität überwinden

Wir wollen mithilfe von Übungen, die sich an die körperliche, die geistige und die Rollen-Ebene richten, unsere negative Nervosität überwinden und umwandeln in positive Nervosität.

Ein Beispiel, wie wir die körperliche, die geistige und die Rollen-Ebene adressieren können, ist das Nutzen von sogenannten „Power Poses“. Amy Cuddy spricht in ihrem berühmten gleichnamigen TED-Talk darüber, wie das Einnehmen selbstbewusster Körperhaltungen uns selbst (und andere) von unserem (vermeintlichen) Selbstbewusstsein überzeugt. Und zwar nicht nur auf geistiger Ebene á la Positivem Denken, sondern auch auf biologischer Ebene. Warum diese Übung auch noch die Rollen-Ebene adressiert? Da muss man sich nur die Vorbilder ansehen, die Amy Cuddy nutzt. Wenn wir eine Körperhaltung wie z. B. Wonder Woman einnehmen, dann schlüpfen wir für einen kurzen Moment in eine Rolle. Das macht nicht nur Spaß, es ist auch hilfreich dabei, unser Lampenfieber zu überwinden und positive Nervosität zu generieren.

"High Power Pose"
Ein Beispiel einer „High Power Pose“

Kurze (und vereinfachte) Zusammenfassung von Amy Cuddys Talk

Amy Cuddy lehrt an der Harvard Business School. Dort beobachtete sie, dass insbesondere ihre Studentinnen im Unterricht bestimmte Körperhaltungen einnahmen. Diese Beobachtung betraf auch männliche Studenten, die nicht aus weißen vermögenden Verhältnissen stammten. Allesamt machten sie sich tendenziell klein, nahmen wenig Raum ein und waren weniger aktiv im Unterricht. Das war deswegen problematisch, weil die mündliche Note 50% der Gesamtnote ausmachte und es so zu einem „gender-grade-gap“ kam, also weiße wohlhabende Studenten deutlich bessere Noten erzielten als die untersuchte Gruppe. Amy Cuddy wollte Wege finden, diese Studierenden zu unterstützen.

Sie ging von Studien aus, die gezeigt hatten, dass Körperhaltungen den emotionalen Zustand beeinflussen. Es gilt also nicht nur: „Mir geht es gut, deswegen lächle ich“, sondern auch: „Ich lächle, deswegen geht es mir gut.“

Die Frage war, gilt das auch für Macht? Mächtige Menschen nehmen eine machtausstrahlende Haltung („High Power Pose“) ein. Gilt das auch im Umkehrschluss: Eine machtausstrahlende Haltung lässt Menschen mächtig* erscheinen?

*Kurzer Zwischenruf: Amy Cuddy nutzt das Wort „power“, das ja auch Energie, Selbstbewusstsein, Selbstwirkmächtigkeit bedeuten kann und von ihr auch mit diesen Implikationen verwendet wird. Es geht also nicht ausschließlich um Macht, sondern auch um Selbstbewusstsein, Charisma, Strahlkraft, Enthusiasmus.

In ihrer Versuchsanordnung nimmt sie eine Speichelprobe ihrer Versuchsteilnehmer*innen, dann werden diese gebeten, für zwei Minuten zwei der sogenannten „High Power Poses“ einzunehmen. „High Power Poses“ sind raumgreifend, offen, expansiv. Das Arme-Hochreißen nach einem sportlichen Erfolg, das entspannte Zurücklehnen im Bürostuhl (vielleicht sogar mit den Füßen auf dem Tisch) oder das Ablegen der Arme auf den Rückenlehnen der Sitznachbar*innen, sind Beispiele für „High Power Poses“.

Anschließend beantworten die Versuchsteilnehmer*innen einen Fragebogen und werden dann eingeladen, um Geld zu spielen. Spiele um einen Einsatz sind beliebt in der psychologischen Forschung, weil sie als Indikator für Risikofreude genutzt werden.

Nach dem Spiel wird eine weitere Speichelprobe genommen. Die Speichelproben dienen der Analyse des jeweiligen Gehalts an Testosteron und Cortisol. Eine Vergleichsgruppe absolviert genau den gleichen Ablauf mit dem entscheidenden Unterschied der Körperhaltung: diese Gruppe nimmt eine sogenannte „Low Power Pose“ ein, eine zusammengesunkene, wenig raumgreifende Körperhaltung ein. Typisches Beispiel für diese Körperhaltung: Warten. Sei es im Wartezimmer, in der U-Bahn oder vor einem wichtigen Rede-Ereignis: in den allermeisten Fällen machen wir uns klein, überkreuzen Arme und/oder Beine und sinken im Rücken zusammen.

Wer sich für die hormonelle Ebene interessiert, möge sich hier das Video ansehen. Für unsere Zwecke, der Überwindung negativer Nervosität, ist es zwar interessant, macht die Sache aber unnötig kompliziert. Nur soviel: zwei Minuten in einer „High Power Pose“ lassen das Testosteron („Machthormon“) der Testperson signifikant steigen und das Cortisol („Stresshormon“) sinken, zwei Minuten in einer „Low Power Pose“ senken das Testosteron signifikant ab und steigern das Cortisol, so Cuddy.

Amy Cuddys Fazit

Cuddys Fazit: Wer vor einem wichtigen Redetermin zwei Minuten eine „High Power Pose“-Körperhaltung einnimmt, erhöht die Chancen, das Bewerbungsgespräch, den Vortrag, das Online-Meeting bravourös zu meistern.

Vorbereiten – aber wo?

„Vor einem Redetermin“ heißt, man geht an einen ungestörten Ort und nimmt für zwei Minuten zwei verschiedene dieser Haltungen ein. Wenn kein Raum zur Verfügung steht, verschwindet man kurz auf die Toilette.

Merke: Aufwärmübungen macht man nicht im Kreise fremder Menschen oder gar auf der Bühne!

Dominanter als alle anderen?Es geht nicht darum, die dominanteste Person im Raum zu sein. Man will nicht ALLEN Raum einnehmen. Die anderen Menschen dürfen auch Raum haben, und in einer hierarchischen Situation wie einem Bewerbungsgespräch möchte man nicht raumgreifender sein als die zukünftige Chefin. Aber man will sich auch nicht kleiner machen und so wenig Raum wie möglich einnehmen. Wie immer liegt die Antwort im richtigen Maß. Und das richtige Maß zu finden, wenn wir es bisher eher gewohnt waren, uns klein zu machen, dabei helfen Amy Cuddys „High Power Poses“.

Schnell umsetzbarer Tipp zur Überwindung von Lampenfieber

Wenn jetzt vielleicht schon übermorgen die große Präsentation bevorsteht und nicht mehr viel Zeit für Änderungen ist, dann empfehle ich etwas, das sich auf den ersten Blick nicht sehr originell anhört: üben! Das scheint so banal, das liegt so auf der Hand, aber in meinen Workshops stelle ich immer wieder fest, dass sehr viele Menschen genau das nicht tun. Sie schauen sich lieber Youtube-Videos an oder lesen noch schnell drei Bücher zur Hälfte. Ich kenne das gut, man nennt es Prokrastination.

Hier kommst du zum PDF „5 Tipps zum Umgang mit Nervosität“

Wenn die Zeit knapp ist, hilft nur eins: üben. Üben bedeutet, die Präsentation so zu proben, wie sie dann letztendlich stattfinden soll.Schauspieler*innen kommen nicht zur Probe und sagen: „Ich bin das alles schon im Kopf durchgegangen, ich kann es jetzt“. Im Kopf durchgehen – das existiert in der Schauspiel-Welt nicht. Immer heißt es: „Lasst es uns probieren!“ Warum? Weil das die echte Situation zeigt. Plötzlich merkt man, dass etwas nicht funktioniert. Dass eine Erklärung fehlt. Dass man gar nicht so schnell von einem Slide zum nächsten wechseln kann. Genau wie auf der Theaterprobe muss der Text laut gesprochen werden, am besten so laut, wie er dann im Ernstfall vor 100 Zuschauenden auch gesprochen werden sollte. Wer flüsternd übt, übt, zu flüstern.Das gleiche gilt für die Köperhaltung. Auf der Theaterprobe sagt niemand: „Ach, ich weiß dann schon, wie ich herumlaufen werde, jetzt bei der Probe sitze ich lieber hier im Sessel und sage meinen Text“. Nein, der Körper will vorbereitet werden, und es kann sehr irritierend sein, vor Publikum zum ersten Mal zu stehen, wenn man immer nur sitzend geübt hat.Vor jedem Üben empfehle ich, den Körper kurz vorzubereiten, z. B. mit den „High Power Poses“, die ich oben beschrieben habe, mit raumgreifenden Yogaposen oder dem Hopsen auf einem Trampolin. Zwei, drei Minuten reichen, um den Körper zu aktivieren. Wenn man das regelmäßig kombiniert, Körperaktivierung und Üben, dann lernt der Körper dies als eine Routine und kann entsprechend immer souveräner darauf reagieren.

Fazit: Wer (dem Raum angemessen) laut spricht, wer die Abläufe nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper hat, der und die wird im Ernstfall auf unvorhergesehene Situationen reagieren können, wird nicht leicht aus der Fassung zu bringen sein und bei einem kurzen Blackout schnell wieder zurückfinden in den erprobten Ablauf.

Wichtig sich klarzumachen ist, dass das Publikum grundsätzlich wohlwollend ist. Die allermeisten Menschen kennen die Situation des öffentlichen Redens aus eigener Erfahrung und wünschen der oder dem Vortragenden ein gutes Gelingen.

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