Was ist ein Pitch und warum sollte ich einen haben?

Gepitcht wird überall. Bei Versicherungen und Banken, in der Werbebranche, der Business- und der Kunstwelt. Der Pitch ist eine beliebte und vielgenutzte Präsentationsform.

Was genau ist mit Pitch gemeint?

Ein Pitch ist ein verbal vorgetragener Text, der das Wesen eines Projektes, einer Idee, eines Angebots oder eines Werks auf den Punkt bringt. Ein Pitch ist ein „door-opener“, also ein Gesprächseinstieg, ein Auftakt. Ein Pitch ist kurz, klar und überzeugend.

Hat er seinen Zweck erfüllt und die Neugier des Gegenübers geweckt, dann geht es los. Dann folgen weitergehende Gespräche und anschließend – im besten Falle – die gewünschte Zusammenarbeit. 

Woher kommt das Wort Pitch?

Ich habe den Begriff Pitch in der Filmwelt kennengelernt. Wie in anderen Branchen auch, ist es in der Filmwelt für Newcomer nicht einfach, ihre Projekte denjenigen vorzustellen, die über die finanziellen Mittel zur Umsetzung verfügen. Darum muss jede Chance genutzt werden, wenn sie sich bietet.

Der Elevator Pitch

In diesem Kontext steht der Begriff „Elevator-Pitch“. Die Idee: Ich, eine unbekannte Drehbuchautorin, steige in einen Fahrtstuhl (in der Filmfirma, auf einem Festival, bei einer Party o. ä.) und stehe plötzlich einer wichtigen Produzentin gegenüber. Wir befinden uns im Erdgeschoss, der Button des siebten Obergeschosses leuchtet. Nun weiß ich: Ich habe sieben Stockwerke Zeit, um meine Drehbuchidee zu pitchen, um sie also kurz, knackig und überzeugend auf den Punkt zu bringen. Steigt mein Gegenüber im 7. Stock aus und hat nicht „angebissen“, dann ist das Ding gelaufen. Schaut sie oder er mich jedoch interessiert an, überreicht mir eine Visitenkarte und fordert mich auf: „Melden Sie sich gerne nächste Woche bei mir“ – dann, ja dann habe ich alles erreicht, was sich mit einem Pitch erreichen lässt.

Ein Kennenlernen via Pitch

Es gibt Situationen, wo ein Pitch verlangt wird. Das sind meist organisierte Kennenlerntermine, bei denen sich mehrere Menschen gleichzeitig vorstellen. Ich bereite z. B. Künstlerinnen auf solche Termine mit Kurator*innen vor. Letztere bitten regelmäßig um sehr kurze, knappe Pitchs, da sie sich die Vorstellung von vielen unterschiedlichen Bewerber*innen merken müssen. Doch auch Choreograf*innen, die ihre Tanzprojekte auf einer Tanzmesse vorstellen oder Wissenschaftler*innen, die auf Konferenzen sprechen möchten, ist mit einem Pitch gedient. 

Darüber hinaus, und das ist meiner Meinung nach fast noch wichtiger, übt man sich beim Kreieren eines Pitchs darin, die eigenen komplexen Themen und Projekte anschaulich in Worte zu fassen. Das sorgt für Klarheit – sowohl bei unserer Zuhörerschaft, als auch bei uns selbst!

Wann brauchen wir einen Pitch?

Wenn wir das wüssten… Der Witz bei einem Pitch ist ja gerade, dass er uns in unvorbereiteten Situationen nützlich ist. Wie beim Beispiel des Elevator-Pitchs werden Pitchs oft dann benötigt, wenn wir nicht damit gerechnet hatten. Aber auch auf einer Vernissage, bei einer Dinner-Party, beim Netzwerk-Treffen oder in einer Vorstellungsrunde ist ein Pitch ein guter Gesprächseinstieg. Wer dann anfängt zu überlegen: „Was könnte ich Person XY sagen, damit sie sich für meine Arbeit interessiert?“, kommt leicht in den Gedankenflow-Modus.

Muss ein Pitch auswendig gelernt werden?

Ein Pitch muss nicht auswendig gelernt und brav aufgesagt werden. Und ich würde es auch nicht empfehlen. Denn Worten, die in gleicher Abfolge und immer gleich gesprochen werden, hört man das an. Es klingt…auswendig gelernt. Und noch ein weiterer Aspekt spricht gegen das auswendig lernen: Unser „Zielpublikum“. Hast du eine einzige, klar definierte Zielgruppe, mag das funktionieren mit einem einzigen, auswendig gelernten Pitch. Wenn du dich aber, so wie ich, an verschiedene Zielgruppen richtest, ist es sinnvoll, den Pitch je nach Zuhörerschaft zu variieren.

Das fällt umso leichter, je klarer du dich mit deinen Inhalten, deinem Angebot, deinem Fokus befasst hast.

Fazit: Kreiere einen Pitch und wandle ihn je nach Situation ab.

Für wen macht ein Pitch Sinn?

Ein Pitch macht für alle Sinn, deren Arbeit, Projekte oder Ideen sich nicht mit einem Wort erschließen. Wenn ich Bäckerin bin, wird wohl niemand fragen: „Was darf ich mir darunter vorstellen?“. Wenn ich aber Rhetorik-Regisseurin bin, sieht die Sache anders aus: „Was tust du, was qualifiziert dich, wem hilfst du?“ könnten Fragen sein, die mir zu meiner Arbeit gestellt werden. Diese Fragen könnte und sollte ich in einem Pitch beantworten.

Ein Pitch ist außerdem sinnvoll für alle, die etwas bewirken möchten. Selbstständige, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und andere Kreative. Er dient allen, die sich finanzielle Unterstützung, eine Kooperation, ein Stipendium, Einladungen zu Podcasts, Kennenlerngespräche auf Messen oder Konferenzen oder ähnliches wünschen. Kurz: Menschen, die ihre momentane Situation aktiv verändern und ihre Reichweite vergrößern wollen.

Die Türöffner-Qualität des Pitchs kann dabei der erste Schritt sein, denn ein Pitch unterstützt die Vermittlung komplexerer Zusammenhänge auf scheinbar einfache Weise. 

Ein Pitch ermöglicht es, in jeder Situation eine sich bietende Chance zu ergreifen.

Wie entsteht ein Pitch?

Hier helfen uns die klassischen W-Fragen: Wer bin ich? Was tue ich und was qualifiziert mich dafür? Welche Auswirkungen hat das, was ich tue? Wie sieht es aus? Wen erreiche ich damit?

Nervige Fragen nutzen

Meine Workshopteilnehmer*innen erzählen oft, dass Leute ihnen nervige Fragen zu ihrer Arbeit stellen. Diese Fragen sind eine tolle Basis für deinen Pitch. Mach eine Liste mit Fragen, die dir immer wieder gestellt werden und schau, welche davon in deinem Pitch beantwortet werden sollten.

Ende mit einem CTA

Am Ende deines Pitchs solltest du deinem Gegenüber eine Aussicht darauf ermöglichen, wie es weitergehen könnte. Das kann der Hinweis auf deine Homepage sein oder auf eine anstehende Ausstellung. Du kannst eine Visitenkarte übergeben oder einen Flyer. Du kannst auf dein Social Media Profil verweisen, einen Termin vereinbaren oder fragen, ob du dich nächste Woche telefonisch melden darfst. Was auch immer für dich passend erscheint, sorge dafür, dass es eine Perspektive für die Zeit nach dem Kontakt gibt.

Was ist ein Pitch nicht?

Ein Pitch ist kein Lebenslauf

Die vielen Stationen deines Lebens vom Kindergarten über das Abitur oder die Ausbildung bis zu dem was du heute tust, kannst du dir schenken. Diese Stationen kannst du, wenn sie für dein Gegenüber wichtig sind, in Form eines schriftlichen Lebenslaufes überreichen. Die einzige Ausnahme: Gibt es etwas, das für das jetzige Projekt absolut entscheidend ist? Dann gehört es natürlich in den Pitch.

Ausnahme: Wann dein Lebenslauf in den Pitch gehört

Du bist Künstlerin, warst als Praktikantin in einem Kindergarten in Namibia und dein aktuelles Projekt beschäftigt sich mit namibischen Kinderliedern. Du siehst, hier führt das eine unweigerlich zum nächsten, da gehört der Namibia-Aufenthalt natürlich in den Pitch, zumal er die Glaubwürdigkeit deiner Arbeit erhöht, denn es wird klar: Die kennt sich aus.

Ob du aber vor dieser Zeit in Namibia in Bayern Abitur oder in Bielfeld eine Tischlerlehre gemacht hast, ist für das Projekt nicht entscheidend, gehört also nicht in den Pitch.

Ein Pitch ist kein Gedankenflow

Meine Kund*innen arbeiten häufig in Bereichen, die sich nicht mir nichts, dir nichts in ein paar kurzen Worten beschreiben lassen. Davon sind sie jedenfalls überzeugt. Das führt dazu, dass sie es garnicht erst versuchen, sondern sich von einem Gedanken zum nächsten treiben lassen, sie erzählen in ihrem Pitch, dass sie eigentlich Fotografie studiert haben, dann aber über die Musik zur Performance kamen. Dass die Performance aber seit einigen Monaten nicht mehr das Richtige ist und sie sich jetzt im Bereich Malerei probieren. Doch das Stipendium, um das sie sich bewerben wollen, das richtet sich an Autor*innen. Das ist natürlich maßlos übertrieben, aber doch auch wieder garnicht so maßlos, denn diese Form des Pitchs sehe ich sehr häufig. Ein Pitch, der keinen Kern hat, bei dem nicht klar ist, worum es geht und der eher ein Versuch ist, den aktuellen Zustand der pitchenden Person zusammenzufassen. Doch ein Pitch ist nicht die Antwort auf die Frage: Wie geht es dir und was denkst du so?

Ausnahme: Wann dein Gedankenflow in den Pitch gehört

Flow und Pitch widersprechen sich. Ein Pitch ist eine kontrollierte knappe Form, ein Flow ist gerade unkontrolliert, fließend, weit. Möglicherweise kann ein Flow Teil eines Pitchs sein, wenn es zum Beispiel um die Wirkung eines Projektes oder eines Werkes gehen soll. In diesem Fall würde ich empfehlen, sich im Vorfeld Gedanken darüber zu machen, wieviel Raum man diesem Flow zugesteht und was man bei den Rezipient*innen damit erreichen möchte.

Ein Pitch ist keine Biografie

Ebenfalls ein weitverbreitete Problem: der Versuch, das eigene Leben in einem Pitch zu vermitteln. Wie im Lebenslauf werden die Stationen Studium, Ortswechsel, Lehrende hier in einem Pitch untergebracht, darüber hinaus aber auch die jeweilige Verfaßtheit, die Gründe für bestimmte Entscheidungen und die Überlegungen, die dazu führten. Ich frage dann: Wie dick müsste ein Buch sein, dass dein ganzes Leben, dein ganzes Sein angemessen beschreibt? Vermutlich sehr dick. Wir müssen uns also damit abfinden, dass wir in einem kurzen gesprochenen Text so gut wie alles weglassen müssen. Übrig bleibt nur das eine Projekt, die eine Idee, der eine Vorschlag. Alles andere kann zu späterer Zeit, bei anderer Gelegenheit mitgeteilt werden.

Ausnahme: Wann deine Biografie in den Pitch gehört

Wie im obigen Beispiel gehört die Biografie dann in den Pitch, wenn sie unmittelbar mit dem Vorgestellten in Zusammenhang steht. Wenn du also Schauspiel, Regie und Drehbuch studiert hast und nun Geld für eine Produktion akquirierst, in der du spielen, Regie führen und dein eigenes Drehbuch verfilmen möchtest, dann macht es natürlich Sinn, all diese Ausbildungen zu erwähnen.

Pitch-Support

Du möchtest einen Pitch kreieren und hättest dabei gerne Unterstützung? Dann ist mein Online-Coaching-Angebot „Authentisch Präsentieren!“ genau richtig für dich. In fünf Terminen entwickeln wir gemeinsam deinen perfekten Pitch, stärken das ein oder andere Präsentationsskill und sorgen für deinen überzeugenden Auftritt.

Mit mir arbeiten…

Zusammen macht es mehr Spaß und ein Gegenüber verdeutlicht, welche Fragen offen bleiben. Außerdem kannst du mit mir deine Pitch-Präsentation üben, das gibt dir Sicherheit und Selbstbewusstsein. Schreib mir eine E-Mail an info@ninaweniger.de oder buche hier ein Kennenlerngespräch mit mir, und wir finden heraus, wie ich dich bei deinem Pitch unterstützen kann.

Nach dem Pitch ist vor dem Pitch

Du hast dich vorgestellt und dein Angebot wunderbar auf den Punkt gebracht. Wie geht es jetzt weiter? Nun sorgst du dafür, dass du mit deinem Gegenüber in Kontakt bleiben kannst; ihr tauscht Adressen, Visitenkarten oder Social-Media-Profile aus.

Was du zusätzlich noch tun kannst, damit die Kommunikation von beiden Seiten als gelungen wahrgenommen wird: Stell Fragen. Was macht dein Gegenüber aktuell? Was plant sie oder er für die Zukunft? Welche Projekte sind angedacht? Mach deutlich, dass das Gespräch keine Einbahnstraße und nach deinem Pitch beendet ist, sondern dass auch der Pitch deines Gegenübers Raum finden darf.